Lernreise

Heimischer Feldsalat

Hier geht es um den Feldsalat …oder auch den Ackersalat, Mausohrsalat, Rapunzel, Lämmlesalat, Sonnewirbele, in Österreich Vogerlsalat und bei unseren Schweizer Nachbarn Nüsslisalat – so viele Namen hat dieser Wintersalat im Volksmund und wahrscheinlich sogar noch mehr! Der Feldsalat ist bei uns etwas Besonderes, denn er ist eines der wenigen Gemüse, die eigentlich nur im Winter Saison haben. Gerade jetzt, im Januar, ist er mit am feinsten. Das liegt an den kalten Außentemperaturen: Wird es dann im Frühjahr wärmer und werden die Tage länger, beginnt die Feldsalatpflanze schnell zu wachsen – sie „schießt“ und wächst dabei schnell nach oben, bildet mehrfach gabelig verzweigte Stängel und schließlich Blüten aus und verliert dabei das typische Aroma, vor allem aber seine kompakte Form. Denn was wir im Winter als Feldsalat essen – viele dieser hübschen Minisalatköpfchen – ist die sogenannte „Blattrosette“, aus der heraus sich erst die gesamte Pflanze entwickelt und die bis etwa 15 cm hoch wird.

Valerianella locusta

Der Feldsalat ist für Viele fast schon ein Gourmet-Salat, was nicht nur an der teilweise recht aufwendigen Putzarbeit liegt, sondern weil ihn ein wunderbarer nussig-aromatischer Geschmack auszeichnet. Darüber hinaus enthält Feldsalat mit am meisten Vitamin C im Vergleich zu anderen Blattsalaten und eine Menge von Mineralstoffen.
Und auch die werdende Mutter von Rapunzel aus dem Märchen der Brüder Grimm konnte nicht genug von diesem köstlichen Wintersalat bekommen – doch halt, stimmt das denn überhaupt?
Das Märchen geht etwa folgendermaßen: Ein junges Paar wünscht sich ein Kind. Als die Mutter schwanger ist, bekommt sie einen unbändigen Appetit auf die Rapunzeln, die im Nachbarsgarten wunderschön wachsen, und meint sterben zu müssen, wenn sie nicht von ihnen essen kann. Nur ist der Garten von einer Mauer umgeben und gehört einer Zauberin. Dennoch dringt der werdende Vater in den Garten ein, um einige Rapunzeln zu stechen – und wird dabei von der Besitzerin erwischt! Sie lässt ihn mit den Rapunzeln ziehen, nimmt ihm aber das Versprechen ab, ihr das Kind zu überlassen. So wächst das Kind – Rapunzel – in einem hohen Turm auf, wo die Zauberin sie besucht, indem Rapunzel ihr ihrgoldenes Haar den Turm herunterlässt. Ein junger Prinz wird vom Gesang der Rapunzel angelockt und verliebt sich in sie. Die Zauberin weiß die Beziehung zunächst zu vereiteln. Doch am Ende gelingt Rapunzel und dem Prinzen die glückliche Vereinigung.
Den Verweis vom Märchen Rapunzel zum Feldsalat (Rapunzel) findet man zwar ziemlich häufig. Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass es Rapunzels Mutter gar nicht nach dem Ackersalat gelüstete, sondern nach einer anderen heimischen essbaren Pflanze, die im Volksmund ebenfalls Rapunzel genannt wird: Die Rede ist von der Rapunzel-Glockenblume (lat. Campanula rapuncula ). Diese war, wie auch der Feldsalat, im Mittelalter bei uns weit verbreitet. Die Glockenblume wurde im Garten als Gemüse – und Salatpflanze (und auch als Heilpflanze gegen Angina) angebaut. Die Blätter können als Salat sogar im Winter geerntet werden und die Wurzeln wurden als nahrhaftes Gemüse in der Küche verwendet. Die Wurzeln enthalten viel Inulin – ein natürlich Präbiotikum, das aus Fructose besteht. Fructose kann nicht verdaut werden und ist somit diabetikergeeignet. …vielleicht hatte Rapunzel ja mit einer Schwangerschaftsdiabetes zu tun, was den Appetit auf das inulinhaltige Rapunzel-Wurzelgemüse erklären würde? Übrigens werden im Volksmund sogar noch weitere Pflanzen Rapunzel genannt, wobei die meisten davon inzwischen aus dem Gemüsegarten verschwunden sind. Dazu gehören die Teufelskralle und die Königskerze.

Videotipp:
„Märchenfilm im Ersten – Rapunzel“.

ARD am 11.10.2020. (letzter Aufruf, 24.01.2021)

Rezept: Feldsalat mit Riesen-Croûtons

Unser leckeres Rezept für einen schmackhaften Wintersalat. Das Honig-Senf-Dressing schmeckt nicht nur gut, sondern die im Senf enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe (Senfölglycoside) sind perfekt für den kalten Winter, da sie eine starke mikrobielle Wirkung haben!

Zutaten Salat (für ca. 4 Personen)

125g Feldsalat frisch vom Markt
200gFladenbrot oder 3 Scheiben frisches Vollkornbrot
1Karotte
1 TLThymian

Zutaten Dressing (für ca. 4 Personen)

2EL Oliven- oder Rapsöl
2EL Apfelessig
1TL Honig
1TL Senf
1 Prise Salz
1 kleine Zehe Knoblauch
  1. Den Salat gut waschen.
  2. Die Karotte raspeln und zum Salat geben und beiseite stellen.
  3. Das Brot in große Würfel schneiden und bei mittlerer bis starker Hitze in einer Pfanne anrösten. Dabei die Würfel mehrmals wenden, bis sie nach geröstetem Brot duften. Dann den Thymian in die Pfanne dazugeben und einige Sekunden mitrösten.
  4. Das Dressing zubereiten. Dafür alle Zutaten vermengen. Die Knoblauchzehe durch eine Presse in das Dressing drücken oder ganz fein mit einer Prise Salz hacken und dazugeben.
  5. Die Riesen-Croûtons und den Feldsalat vermengen und das Dressing direkt vor dem Servieren auf den Salat geben.

Recherche und Quiz

Zu Beginn der Lernreise wurde gesagt, dass der Feldsalat ein Wintergemüse ist – also eine Gemüsepflanze, die bei uns in der Region in der Wintersaison reif wird und typischerweise geerntet wird. Es gibt noch ein paar weitere Gemüsesorten, die in den Monaten Januar und Februar Saison haben. Das lässt sich gut in einem Saisonkalender nachschlagen.

  1. Welche Gemüsesorten haben im Winter (Januar und Februar) Saison? Nenne mindestens sechs Gemüsesorten, die gerade Saison haben.
  2. Suche dir eine der Gemüsesorten aus und nenne ein Beispiel, woher du dieses Gemüse kennst. Vielleicht hast du sogar eine Idee, wie man dieses zubereiten kann?
  3. Was ist ein Saisonkalender und für was kann man ihn nutzen?
  4. Suche im Internet Bilder von den im Text genannten Pflanzen und jeweils mindestens einen Volksnamen.

(!) Bei der Recherchearbeit helfen die Links von Ökotest und von Regional-Saisonal:
Ökotest (Hrsg.) (2021): „Saisonkalender: Diese Obst- und Gemüsesorten gibt es im Januar“.
Regional-Saisonal. Rezepte zum schlemmen (Hrsg.) (o. J.): „Saisonkalender für Gemüse“.