Löwenzahn
In der Löwenzahn-Lernreise gibt es wieder neue Lern-Ideen, Rezepte, und um Pflanzennamen. Wie jede Pflanze hat auch der gewöhnliche Löwenzahn einen wissenschaftlichen botanischen Namen. Natürlich benutzen wir diesen im Alltag nicht, sondern wir nennen den Löwenzahn zum Beispiel Kuhblume, Bettnässer, Pusteblume oder Butterblume. In manchen Gegenden wird aber auch der Scharfe Hahnenfuß als Butterblume bezeichnet, und das kann mitunter zu einiger Verwirrung führen! Darum ist ein botanischer Name wichtig, um die Pflanze eindeutig identifizieren zu können.
Taraxum officinale agg./ Asteraceae – Löwenzahn hat viele Namen und Gesichter Zeit, um sich einen Überblick über die Welt der Pflanzensystematik zu verschaffen
Der Fachausdruck für den Löwenzahn lautet Taraxacum officinale agg. Ein botanischer Name setzt sich immer aus mindestens zwei Wörtern zusammen, die häufig aus dem Lateinischen oder dem Griechischen abgeleitet sind. Das erste Wort, beim Löwenzahn Taraxacum, verweist auf die Gattung Löwenzahn (Taraxacum), zu der die Pflanze gehört. Das zweite Wort, hier officinale, bezeichnet die Art der Pflanze innerhalb der Gattung, und ist damit eine Feinbestimmung, durch die klar wird, welche Pflanze genau gemeint ist. Officinale kommt vom lateinischen Wort officina, was Werkstätte bzw. Apotheke heißt. Dies zeigt, dass diese Pflanze schon lange bekannt ist und als Arzneipflanze verwendet wurde bzw. wird (vgl. Schubert/ Wagner 1988: 323).
Wie man beim Vergleichen von mehreren Löwenzahnblättern sehen kann, gleicht kein Blatt dem anderen. Das liegt daran, dass der Löwenzahn eigentlich aus einer ziemlich großen Anzahl sehr nah verwandter Arten in der Gattung der Löwenzähne besteht. Und weil sich diese einzelnen Klein-Arten kaum noch voneinander unterscheiden lassen, wurden diese zu einer Sammelart zusammengefasst. Dafür steht der kleine Zusatz agg., eine Abkürzung für Aggregat. Und darum wird man auch kein Löwenzahnblatt finden, das dem anderen aufs Haar gleicht!
Der Löwenzahn gehört zur Pflanzenfamilie der Korbblütengewächse (Asteraceae). Alle Pflanzen, die zur selben Pflanzenfamilie gehören, haben gemeinsame Merkmale bei der Blütenform. Ein Merkmal der heimischen Korbblütengewächse sind die körbchen- oder köpfchenförmigen Blüten, die eigentlich aus vielen Einzelblüten bestehen. Auch die Ringelblume, die Sonnenblume und das Gänseblümchen gehören zu den Korbblütengewächsen.
Synonyme, Zeitpunkt, Standort
- Kuhblume, Bettnässer, Pusteblume, Butterblume
- Mehrjährige Pflanze; wächst von März – Sommer, blüht von April – Mai, manchmal bis in den Sommer hinein
- sonnige bis halbschattige Standorte, v. a. auf stickstoffhaltigen Böden. So kann man gut erkennen, wo besonders viel gedüngt wird
- Jede Pflanze hat eine Körbchenblüte mit vielen gelben Einzelblüten und mit einen Durchmesser von ca. 2,5-5 cm
- Der Stängel und die Blätter sind unbehaart und glatt
- Am Stängel wachsen keine Blätter
- Der Blütenstiel ist innen hohl, wenn man ihn abbricht, fließt weißer klebriger Milchsaft heraus
- Die Blätter wachsen in einer grundständigen Rosette (also sternförmig um den Stiel herum am Boden), sie sind unregelmäßig eingeschnitten und gezahnt, wobei die Zähne nach unten in Richtung Stängelansatz zeigen
- Löwenzahn hat eine Pfahlwurzel, die außen fast schwarz und innen weiß ist und die bis zu einem Meter tief wachsen kann
- Der Löwenzahn ist eine alte und bewährte Heilpflanze
- Er enthält u. a. Bitterstoffe. Diese wirken verdauungsfördernd und appetitanregend
- Mit seinem hohen Kaliumgehalt wirkt der Löwenzahn harntreibend. Daher kommt auch der volkstümliche Name Bettnässer (auch im Französischen heißt der Löwenzahn pissenlit)
- Im April-Mai ist Löwenzahnzeit
- Immer erst anfassen und sammeln, wenn man die Pflanze auch wirklich kennt und identifiziert
hat - Nicht direkt an Wegrändern sammeln (Hunde, Autoverkehr oder viele Menschen, die den Ort
verunreinigen können) - Beim Sammeln verfärben sich die Hände und Finger vom Milchsaft braun und werden klebrig
- Anstatt die Hände mühsam zu schrubben und zu waschen, kann man die Hände in eine Schale mit Milch halten – die Flecken lösen sich wie von selbst auf
Gewöhnliches Greiskraut, Gewöhnliches Kreuzkraut: Blütenstand besteht aus mehreren Blütenköpfen, die etwas kleiner sind; es wachsen auch Blätter am Stängel (Stängelblätter). Alle Greiskräuter sind für den Menschen giftig!
2 Wiesen-Pippau: dieser hat jedoch raue behaarte Blätter
Der gesamte Löwenzahn kann verarbeitet werden. Die gesamte Pflanze kann ohne Bedenken roh oder als Gemüse (also in größeren Mengen) gegessen werden. Der Geschmack ist frisch und grün. Je älter die Pflanze ist, desto mehr bekommt sie einen bitter-herben Geschmack.
Blätter: Löwenzahnspinat oder -salat (Rezept),
Löwenzahnblüten frisch oder getrocknet: als farbenfrohe Beigabe für Gerichte und Teemischungen
Wurzeln: getrocknet, geröstet und gemahlen als Kaffee-Ersatz
Rezepte mit Löwenzahn
Arbeitsauftrag
Löwenzahn als Zeitanzeiger
Wusstet ihr, dass sich mit Hilfe des Löwenzahns die Uhrzeit bestimmen lässt? Der schwedische Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) studierte die Blühzeiten verschiedener Pflanzen und fand heraus, dass einige Pflanzen in Abhängigkeit von gutem oder schlechtem Wetter blühen. Diese bezeichnete er als Meteorici. Andere Pflanzen öffnen und schließen in Abhängigkeit zur Tageslänge ihre Blüten (Tropici). Und eine dritte Gruppe von Pflanzen öffnet und schließt ihre Blüten unabhängig von Tageslänge oder Wetter zu festen Zeiten (Aequinoctales). Dies kann man in seinem Hauptwerk Philosophia Botanica (1751) nachlesen. Darauf aufbauend entwickelte Linné in Uppsala die Blumenuhr, die er Horologium florae nannte. Wie auf einem Uhrenziffernblatt werden 44 Pflanzenarten entsprechend ihrer jeweiligen Blühzeiten kreisförmig angeordnet. Die blühenden Blumen zeigen die jeweilige Uhrzeit an.
Der Löwenzahn öffnet seine Blüte morgens und schließt diese am späten Nachmittag wieder. Damit orientiert sich die Pflanze grob an der Tageslänge.
Blumenuhren wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Mode in Europa. Das Anlegen von Blumenuhren erforderte ein gutes Fingerspitzengefühl und gute Beobachtungsgabe, denn die Blumenuhr musste immer individuell an den Standort in Europa angepasst werden.
Auch der französische Komponist Jean Françaix (1912-1997) war von der Blumenuhr beeindruckt und komponierte 1959 eine Suite für Oboe und Kammerorchester, die er L’horloge de Flore nannte. Jeder der sieben Sätze ist nach einer Blühpflanze von Linnés Blumenuhr benannt.
- Sucht eine Löwenzahn-Pflanze und beobachtet diese über mehrere Tage hinweg: Wann öffnet, wann schließt sich die Blüte (Uhrzeit)?
- Wie ist das Wetter am Forschungstag?
- Wie ist die Tageslänge am Forschungstag?
- Auf welchem Breitentag wächst die untersuchte Löwenzahnpflanze?
- Blüht die beobachtete Löwenzahnpflanze zur selben Zeit, wie Linné es beobachtet hat? Warum (nicht)?
- Sucht mehrere Löwenzahnblätter und vergleicht diese miteinander! Was fällt auf?
Quellen
Dautheville, Anne-France (2019): Alles über Pflanzen und noch ein bisschen mehr. Reinbek: Kindler.
Fleischhauer, Steffen/Guthmann, Jürgen/Spiegelberger, Roland (2017): Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen. Aarau/München: AT.
Schubert, Rudolf/Wagner, Günther (1988): Pflanzennamen und botanische Fachwörter. 9., rev. u. überarb. Aufl. Leipzig: Neumann.