Drei Wegeriche
Die Sommermonate laden zum spazierengehen ein! Und an den Wegrändern, in Parks und auf Wiesen und Grünflächen blühen so manche Sommerblumen. Eine schöne Gelegenheit, ein paar davon zu entdecken. Und los geht es mit der Lernreise in das Reich der Wegeriche!
Spitzwegerich, Breitwegerich und Mittlerer Wegerich Drei Pflanzen als "Könige der Wege"
Die drei Pflanzen, um die es in dieser Lernreise geht, stehen in einer besonderen Beziehung zu uns Menschen, das zeigt auch der Name dieser Pflanzen: Die Wegeriche. Denn sie kommen häufig dort vor, wo wir unterwegs sind. Die Samen sind leicht klebrig und setzen sich so leicht in Schuhen und Kleidung fest und werden so entlang der von Menschen begangenen Wege verbreitet (vgl. Dressendörfer 2003: 108). Vermutlich entstammt der Name dem Germanischen Wort rîch (für Herrscher/König) – als wären die Wegeriche die Könige der Wege (vgl. Fischer-Rizzi 2019: 190). In unserer Gegend wachsen der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), der Breitwegerich (Plantago major) und der Mittlere Wegerich (Plantago media). Alle drei gehören zur Familie der Wegerich-Gewächse. Die Blütezeit fängt mancherorts bereits im Mai an und dauert etwa bis August oder sogar September.
Wegeriche haben eine ganz besondere Blüte, die auf den ersten Anblick eher unscheinbar wirkt. Die Blüten öffnen sich entlang der Blütenähre von unten nach oben. Dabei erscheinen die weiblichen Blüten zuerst, erst danach öffnen sich die männlichen Blüten. Diese Art zu blühen wird als „vorweiblich“ bezeichnet, denn die männlichen Blüten. Die Blüten sehen damit ähnlich aus wie ein Heiligenschein, der dann von unten nach oben wandert.
Vom Spitzwegerich ist die Heilwirkung (aufgrund pflanzlicher Inhaltsstoffe wie Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kieselsäure und Aucubin) wissenschaftlich bestätigt – wobei auch die anderen Wegeriche in gleicher Weise gebraucht werden können. Die Pflanze wirkt reizmildernd und schleimlösend und unterstützt so bei Erkältungskrankheiten. Die antibakterielle Wirkung lässt sich nutzen, wenn beim Spaziergang ein Insektenstich juckt oder eine Blase gelaufen wird. Hier gilt es als bewährtes Hausmittel, ein Blatt vom Wegerich auszudrücken und das Blatt mit dem austretenden Saft auf die wehen Stellen aufzulegen.
Synonyme, Zeitpunkt, Standort
- Spitzwegerich, Breitwegerich und Mittlerer Wegerich
- krautige Pflanze; blüht von Mai-August
- sonnige bis halbschattige Standorte, magere bis mäßig nährstoffreiche Böden, häufig an Wegrändern, auf Wiesen und an Äckern
- Spitzwegerich: unverzweigter Stängel, Blätter wachsen in einer grundständigen Rosette, Blätter sind schmal, länglich und haben 3-7 deutliche Blattnerven, Blütenstand besteht aus einer vielblütigen Ähre mit weißen Blüten
- Breitwegerich: unverzweigter Stängel, Blätter wachsen in einer grundständigen Rosette, Blätter sind gestielt und breit (fast eiförmig), beim Abbrechen der Blätter gibt es an der Abbruchkante am Stiel deutliche Fasern, die Blätter haben 5-9 deutliche Blattnerven, Blütenstand besteht aus einer vielblütigen sehr langen Ähre mit unscheinbaren Blüten (Staubblätter sind braun-gelblich)
- Mittlerer Wegerich (auch „schöner Wegerich“): unverzweigter Stängel, Blätter wachsen in einer grundständigen sehr kompakten Rosette, Blätter sind oval und die Blattfläche reicht bis zum Blattansatz, die Blätter haben 3-7 deutliche Blattnerven, Blütenstand besteht aus einer vielblütigen Ähre mit weiß-rosa Blüten
- Insbesondere der Spitzwegerich zählt seit Jahrhunderten zu den bekanntesten Hausmitteln, seine Wirksamkeit ist medizinisch erwiesen
- Die Pflanze enthält viele sekundäre Inhaltsstoffe wie Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kieselsäure, Aucubin
- Blätter von April bis Juli
- Immer erst anfassen und sammeln, wenn man die Pflanze auch wirklich kennt und identifiziert
hat! - Immer nur ein paar wenige Pflanzen sammeln und die Wurzeln stehen lassen – so werden Pflanzen und Insekten geschont!
- Wichtig – gesammelte Wegeriche sollte vor dem Verzehr immer gründlich mit klarem, kalten
Wasser gewaschen werden
Wenn man die Wegeriche einmal gut auseinander halten kann, gibt es eigentlich keine Verwechslungsmöglichkeiten. Breit- Spitz- und der Mittlere Wegerich sind essbar.
Die Blätter, Knospen und Blüten können verarbeitet werden. Auch roh eignen sie sich als kleiner Snack frisch von der Wiese.Der Geschmack ist grasig-frisch und wird mit zunehmendem Alter herb (und auch faserig). Die Blütenähren vom Mittleren Wegerich schmecken ein bisschen wie Champignons!
Als Beigabe für Salate und Pfannengerichte.
Wegerichblätter frisch und getrocknet: als Tee und grüne Salat-Beigabe.
Blütenknospen: angebraten als knackiges Wildgemüse.
Melonen-Feta-Salat mit Wegerich-Champignons
1 Honigmelone / ½ Wassermelone, 1 Packung Feta, 3 EL Rapsöl, 2 EL dunklen Balsamico-Essig, Salz, ½ TL Thymian, ein paar Wegerich-Blätter (am besten die jungen faserlosen Blätter), eine kleine Hand Wegerich-Blütenstände
Melone, Wegerichblätter und -blüten waschen. Die Blütenstände in 2 EL Öl anbraten, Thymian hinzugeben, etwas salzen und beiseite stellen. Für den Salat Melone und Feta in kleine Würfel schneiden. Die Wegerich-Blätter in feine Streifen schneiden. Die Zutaten mit dem restlichen Öl und Essig vermengen. Zuletzt die angebratenen Wegerich-Blüten darüber streuen. Dazu passt ein frisches Ciabatta mit Butter oder Frischkäse.
Rezepte mit den Wegerichen
Arbeitsauftrag: Wegerich-Erkundungsspaziergang
Aufgabe 2: Mein Beobachtungsbogen zum Wegerich
Auf geht’s zum Sommerspaziergang – am besten an einem Feldweg! Nicht vergessen: Beobachtungsbogen, ein kleines Tütchen, ein Stift und evtl. eine Lupe mitnehmen. Nun heißt es: Augen offenhalten nach den Wegerichen. Wenn eine Pflanze entdeckt wird, die ein Wegerich sein könnte, wird die Pflanze genauestens inspiziert. Die Beobachtungen werden in die entsprechenden Felder in den Beobachtungsbogen eingetragen!
Quellen
Dressendörfer, Werner (2003): Blüten, Kräuter und Essenzen. Heilkunst alter Kräuterbücher. Ostfildern: Jan Thorbecke.
Fischer-Rizzi, Susanne (2019): Medizin der Erde. Heilanwendung, Rezepte und Mythen unserer Heilpflanzen. München: AT.