Nüsse als vielseitiger Genuss in der (Vor-)Weihnachtszeit Ein kleiner botanischer Überblick zu den Nussfrüchten
Doch was genau sind eigentlich Nüsse? Hier kann zwischen zwei Begriffsverständnissen differenziert werden: Im botanischen Sinn handelt es sich bei Nüssen um Früchte mit speziellen Eigenschaften: Nüsse oder Nussfrüchte sind Früchte von Bäumen oder Sträuchern, die aus einem Samen bestehen, der von einer verholzten Schale umgeben ist. Entscheidend ist, dass bei der Nussfrucht alle drei Schichten der Schale (oder botanisch korrekt: des Fruchtgehäuses) verholzt sind. Diese verholzte Schale kann sehr hart sein – etwa bei einer Haselnuss – oder auch eine weiche Konsistenz haben, wie bei Bucheckern. Weitere Nüsse im botanischen Sinn sind Eicheln, Walnüsse, Esskastanien oder Macadamia-Nüsse.
Im umgangssprachlichen Gebrauch werden einige Früchte als Nüsse oder Schalenobst bezeichnet, obwohl sie aus botanischer Perspektive betrachtet gar keine Nüsse sind: Kokosnüsse, Mandeln oder Pistazien etwa sind genau genommen Steinfrüchte. Denn hier ist bei der Schale, die den Samen umschließt, nur der innere Teil der insgesamt drei Schalenteile verholzt; außen ist die Steinfrucht von einer weicheren Hülle umgeben, die wir als Fruchtfleisch kennen und diese ist von einer darüber liegenden dritten Schicht umschlossen. Erdnüsse sind botanisch gesehen Hülsenfrüchte, da die Frucht, die wir so gerne essen, von einer Hülse genannten Fruchthülle umgeben ist.
Kurzum – das bei uns gemeinhin als Schalenobst oder Nüsse bezeichnete Sortiment umfasst Fruchtformen unterschiedlicher botanischer Pflanzenfamilien. Fast allen diesen Schalenfrüchten ist gemein, dass sie ernährungsphysiologisch besonders positiv hervorstechen.
Nuss-Lernreise
In der Advents- und Weihnachtszeit haben Nüsse bzw. Schalenfrüchte Hochkonjunktur. In der Küche finden sie als beliebte Backzutat Verwendung; sie dienen als Dekoration von Nikolausstiefeln oder als Bastelzubehör für Weihnachtschmuck. Doch was sind Nüsse? Und worauf sollten wir bei Kauf und Verzehr achten?
Synonyme, Zeitpunkt, Standort
Sowohl Walnussstrauch als auch Walnussbaum sind als bei uns heimische Nussarten seit jeher mit Brauchtum und Mythen verbunden. So gelten diese Pflanzen bereits in der Antike als Symbole für Fruchtbarkeit. Auch gilt in manchem jahrhundertealten tradierten Volksglauben das Holz des Haselnussstrauchs als besonders wirkmächtig. Vielleicht ist die „Wünschelrute“ Manchen ein Begriff: Die Haselnussruten, geschnitten an besonders heiligen Tagen wie in der Christnacht oder in der Silvesternacht, sollen als idealer Energiestromleiter Wasser- und Erzadern anzeigen können. Auch soll ein am Haus gepflanzter Haselstock die Bewohner vor drohendem Unheil durch Gewitter oder die dunklen Mächten des Jenseits bewahren…
Nicht zu vergessen der alte Brauch am Nikolaustag, dem 06. Dezember. An diesem Tag, so heißt es, zieht der Nikolaus umher und beschenkt die Kinder mit reichen Gaben. Dazu müssen am Vorabend die eigenen Stiefel geputzt und anschließend vor die Tür gestellt werden. Am Nikolausmorgen findet man dann mit ein wenig Glück Äpfel – und Nüsse. Diese beiden Früchte sind die traditionellen Nikolausgaben und waren früher in der harten Winterzeit ein kostbares und nahrhaftes Gut. Erst viel später kam Schokolade als weitere Leckerei dazu.
Nüsse gelten als Supernahrung für unser Gehirn und unsere Gesundheit: Sie enthalten viele unterschiedliche Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien. Darüber hinaus enthalten Nüsse einen hohen Anteil an Ölen und Fetten. Sie sind damit also sehr kalorienreich. Zugleich sind die Öle und Fette sehr gesund: Denn die Anteile von den sehr gesunden ungesättigten Fettsäuren sind sehr hoch, und auch das Verhältnis zwischen den ungesättigten und den – weniger gesunden – gesättigten Fettsäuren ist bei Nüssen sehr günstig. Darum kann bei Nüssen trotz des hohen Kaloriengehalts beherzt zugegriffen werden: Eine Handvoll täglich erachtet das BzfE (Bundeszentrum für Ernährung) als gesunde Bereicherung des Speiseplans.
Leider kann sich nicht jede:r am Geschmack von Nüssen erfreuen, denn eine häufig vorkommende Lebensmittelallergie betrifft die verschiedenen Schalenfrüchte. Es kann sein, dass eine Person eine bestimmte Nusssorte, wie bspw. Haselnüsse, oder auch mehrere Nusssorten nicht verträgt und allergisch darauf reagiert. Dann spricht man von einer Nuss-Allergie. Bei uns sind die meisten Menschen, die eine Nuss-Allergie haben, gegen Haselnüsse, Walnüsse und/oder die Hülsenfrucht Erdnuss allergisch. Die allergische Reaktion bei Betroffen kann recht milde sein und sich z. B. durch ein Brennen im Mundbereich oder Hautreaktionen äußern – doch manche Personen reagieren auch sehr stark darauf. Darum sind bei verpackten Lebensmitteln bei den Zutaten Schalenfrüchte fett bzw. unterstrichen aufgelistet. Dabei müssen die einzelnen Nüsse gesondert angegeben werden. Daneben finden sich manchmal auch Hinweise wie „Kann Spuren von Schalenfrüchten enthalten“. Diese Spurenkennzeichnung ist dagegen freiwillig und weist auf mögliche Spuren von Schalen- und Hülsenfrüchten hin.
- Die Nussernte beginnt etwa im September, aber sogar jetzt noch kann man Nüsse finden
- Vorsicht: Je länger die Nüsse auf dem Boden liegen, desto größer ist die Gefahr von Schimmelbildung
So gesund und schmackhaft der Verzehr von Nüssen ist, so sollten wir uns auch Gedanken über die Herkunft dieser Nahrungsmittel machen. Denn leider stammen die wenigsten Nüsse, die wir im Supermarkt kaufen können, aus unserer Gegend. Drei Dinge sollten wir uns bei unserem Nusskonsum bewusst machen: Die erste Sache wurde sieben angesprochen: Meist legen die Nüsse abenteuerlich lange Wege zurück, bis sie in unseren Regalen landen. Walnüsse und Mandeln werden bspw. oft in den USA in riesigen Plantagen angebaut. Die CO2-Bilanz von Nüssen fällt also häufig sehr negativ aus. Dazu kommt die Umweltkomponente: Der Wasserverbrauch für manche Nusssorten wie Mandeln (etwa 15 000 l für ein kg) ist enorm und verstärkt so die Wasserknappheit vor Ort. Hinzu kommt der teilweise massive Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, was schlecht für Böden, Tiere und Menschen ist. Ein weiterer Punkt, den wir beim Kauf von Nüssen berücksichtigen sollten, ist die soziale Komponente bei Nussanbau und -ernte. Gute Arbeitsbedingungen können durch den Kauf von Fairtrade-Produkten von uns als Konsument:innen aktiv unterstützt werden. Und schließlich sollten wir auch die gesundheitliche Komponente beachten: Bei Nüssen aus konventionellem Anbau kommt häufig, neben den hier eingesetzten Schadstoffen, noch die weitere Verarbeitung mit schädlichen Stoffen hinzu, etwa um Schädlingsbefall vorzubeugen. Viele Gründe also, um sich bewusst für Bio- und Fairtrade-Nüsse zu entscheiden. So wird die Weihnachtsbäckerei in jeder Hinsicht zum Genuss!
Nüsse können roh oder verarbeitet gegessen werden.
Nüsse zeichnen sich außerdem in ihrer kulinarischen Verwendung durch eine große Vielseitigkeit aus: Pur schmecken sie als nahrhafter Snack für zwischendurch. Auch als Zutat von Müsli, Porridge oder Brei sind Nüsse eine ideale Zutat für ein ausgewogenes, gesundes Frühstück, das lange satt macht und die geistige Leistungsfähigkeit für den Arbeits- oder Schultag positiv unterstützt. In der maghrebinischen Küche dienen geröstete Mandeln als Gewürz zum Aromatisieren von Speisen und in der indischen Küche wird Mandelmehl zum Eindicken von Soßen und zugleich als Gewürz verwendet. Besonders gesund, allerdings auch relativ teuer, sind Nussöle. hochwertige Öle wie Walnuss- oder Haselnussöl werten Salatdressings geschmacklich auf und geben ihnen eine herrlich nussig-winterliche Note. Und wer könnte sich leckere Weihnachtsplätzchen ohne gemahlene Mandeln oder Haselnüsse vorstellen…?
Nuss-Rezepte
Advents-Quizzen: Nuss-Wissen
Quellen
BzfE (Hrsg.)(2020): „Nüsse: Gesund essen“. https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/nuesse/nuesse-gesund-essen/ [2021-11-17].
Berinsky, Andreas et al. (Hg.)(2008): Strasburger – Lehrbuch der Botanik. 36. Aufl. Heidelberg: Spektrum.
DLF (Deutschlandfunk)(Hg.)(2019): „Wasserverbrauch. Mandelanbau wird für Kalifornien zum Problem“. https://www.deutschlandfunknova.de/nachrichten/wasserverbrauch-mandelanbau-wird-fuer-kalifornier-zum-problem [2021-22-23].
Mdr (Der Mitteldeutsche Rundfunk)(Hg.)(o.J.): „Kopf-Nuss – Zehn Fragen zur Nuss“. https://www.mdr.de/hauptsache-gesund/nuss-quiz-100.html [2021-11-23].