Der Apfel (Malus domestica)
Zum Ende des Sommers beginnt bei uns die Apfelernte. Äpfel werden geerntet, um sie als ganze Frucht (Tafelobst) zu verkaufen, um sie zu Saft zu verarbeiten oder um Most daraus zu machen – und was wäre ein richtiges Pausenbrot ohne ein paar Apfelschnitze? Darum dreht sich bei der heutigen Lernreise alles um den Apfel!
Apfelanbau in unserer Region Kulturlandschaft mit langer Tradition
Der Apfel ist eine Frucht, die bereits seit Jahrtausenden bei uns wächst und kultiviert wird. Der Begriff „kultivieren“ verweist darauf, dass die bei uns im Handel erhältlichen Äpfel Zuchtformen sind und auf sogenannte Wildformen zurückgehen. Das sind wild wachsende Apfelbäume wie etwa der Holzapfel oder der Asiatische Wildapfel. Der Kulturapfel hat bei uns eine ganz zentrale Stellung im Obstanbau. Die klimatischen Bedingungen sind bei uns ideal für die Bäume. Und ein großer Vorteil in der Apfelfrucht liegt in ihrer vielseitigen Verwendbarkeit – von der Frucht über Apfelsaft bis hin zu Apfelsüße, einer wohlschmeckenden Alternative zum Raffinade-Zucker.
Traditionell wurden Äpfel bei uns auf Streuobstwiesen angebaut. Diese Form des Obstanbaus ist bei uns seit Jahrhunderten bekannt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass unterschiedliche hoch wachsende Obstbäume (sogenannte hochstämmige Baumformen) auf meist weitläufigen Flächen angebaut werden. Daher kommt der Begriff „Streuobst“: Die Bäume stehen üblicherweise „verstreut“ in der Landschaft und sind auch ein wahrer Blickfang fürs Auge. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Form des Obstanbaus ist, dass auch die Fläche unter den Bäumen landwirtschaftlich genutzt wird, etwa als Wiese, als Mähwiese zur Produktion von Tierfutter oder als Weide für Nutzvieh. Diese mehrfache Nutzung der Flächen ist gut für die Umwelt, denn auf Pestizide und synthetische Düngemittel wird hierbei verzichtet. Auch kann kein schweres Gerät genutzt werden, was Streuobstwiesen damit zu einer sehr umweltschonenden Methode des Obstanbaus macht und Lebensraum für Tausende verschiedener Tier- und Pflanzenarten bedeutet.
Im Gegensatz zu Streuobstwiesen ist der Ertrag bei Obstplantagen natürlich ungleich höher: Die Obstbäume werden in sogenannten Niedrigstammkulturen angebaut. Die Bäume werden so geschnitten, dass sie nicht so hoch wachsen und gut mit Maschinen zu bearbeiten sind. Außerdem werden hier normalerweise einige wenige Apfelsorten angebaut – denn eine Mischung verschiedener Sorten bedeutet zusätzlichen Arbeitsaufwand. Bei unseren heimischen Streuobstwiesen ist das oft anders: Hier wachsen nicht nur unterschiedliche Apfelsorten nebeneinander, sondern sogar unterschiedliche Obstsorten wie Pflaumen, Mirabellen und Birnen.
Die Bedeutung der Streuobstwiesen als Kulturgut und schützenswerten Lebensraumtyp zeigt sich nicht zuletzt in diversen Initiativen von Landwirt:innen und Naturschützer:innen, die sich für den Schutz und die Förderung von Streuobstwiesen engagieren. Und inzwischen gibt es auch Fördermöglichkeiten, um Streuobstwiesen anzulegen und diese zu erhalten. Und in diesem Jahr wurde erstmals der europaweite „Tag der Streuobstwiese“ eingeführt, der nun jährlich am 30. April stattfindet.
Eigentlich gibt es eine schier unglaubliche Anzahl unterschiedlicher Apfelsorten – weltweit gehen Schätzungen von etwa 20 000 Apfelsorten aus. In Deutschland sind etwa 2 000 Apfelsorten dokumentiert. Die Kunde über so viele Apfelsorten verlangt nach entsprechendem Expertenwissen. Über dieses verfügen die Pomologen. Die Pomologie, auch Obstbaukunde genannte, Wissenschaft ist ein eigener Beruf und Wissenschaft, die sich mit der Systematik (Bestimmung und Einteilung) von Obstsorten und ihrer Kultivierung befasst. Allerdings nimmt die Sortenvielfalt immer mehr ab, auch, weil es deutlich einfacher ist, Obst in Monokulturen anzubauen. Damit ist das Angebot in Supermärkten entsprechend begrenzt und häufig findet man dort nur wenige Sorten, wie etwa die Sorten Golden Delicious, Elstar, Pink Lady oder Jonagold.
Umso spannender ist es, auf die Suche nach weniger bekannten interessanten Apfelsorten zu gehen und sich durch die Vielfalt unseres Kulturapfels zu probieren … wie z. B. den Maunzenapfel, den Ulmer Polizeiapfel, den Sonnenwirtsapfel, den Gravensteiner, den Boskoop oder die alte Sorte Jakob Lebel – oder welche alten Apfelsorten sonst noch auf einem Bauernmarkt in der Nähe angeboten werden!
Synonyme, Zeitpunkt, Standort
- Apfelfrucht, Paradiesfrucht
- Laubbaum; blüht von April-Mai
- sonnige bis halbschattige Standorte, auf Streuobstwiesen, in Gärten und Obstplantagen
- Die Blüten haben fünf weiß-rosa Blütenblätter (Kronblätter) und sind reich an Nektar – eine hervorragende Quelle für Bienen und einige Käferarten
- Die Blätter sind eiförmig, kurz zugespitzt und färben sich im Herbst je nach Sorte gelb oder rot
- Die Sorte des Apfelbaums lässt sich am besten anhand der Früchte und Blätter bestimmen – gar nicht so einfach angesichts der über tausend Sorten! Die Apfelfrüchte unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe voneinander
- Die Borke ist längsrissig und von graubrauner Farbe
- Äpfel enthalten eine Menge an sekundären Pflanzenstoffen wie Pektine und Polyphenole, die für uns sehr gesund sind
- Äpfel sind ballaststoffreich und gut für die Darmgesundheit
- Die Apfelernte beginnt etwa Ende Juli und dauert bis September
- Fallobst kann man sogar noch im November auflesen
Neben der Verwechslung der vielen Apfelsorten sind Apfelbäume mit anderen Obstbaumarten zu verwechseln
Äpfel können roh oder verarbeitet gegessen werden. Getrocknete Apfelstückchen ergeben einen wunderbar süßlichen Tee.
Apfelporridge
3 mittelgroße Äpfel, 5 EL Wasser, 2 Prisen Zimt, 200g zarte Haferflocken, 300 ml Milche, 3,5% Fett, 2 EL Honig
Äpfel waschen, falls nötig schlen und in feine Würfel schneiden. Wasser und Zimt gemeinsam in einem kleinen Topf erhitzen und für ca. 10min bei kleiner Hitze einkochen, bis die apfelwürfel weich sind. Haferflocken hinzugeben. Nach und nach ebenfalls die Milch zugeben. Je nach Bedarf Wasser zugeben, bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Zuletzt den Honig unterrühren und mit Zimt abschmecken. Den Porridge auf die Schälchen verteilen und mit gehackten Mandeln oder Haselnüssen dekorieren.
Apfel-Karotten-Salat
7 Karotten, 3 mittelgroße Äpfel, 4 EL Olivenöl, 3 EL Zitronensaft, 1(2 TL Salz, 100g Sonnenblumenkerne oder Walnusskerne, 1/2 Bund Minze, Salz und Pfeffer
Äpfel und Karotten waschen, eventuell schälen und kleinraspeln. Sonnenblumenkerne oder Walnusskerne in einer kleinen Pfanne bei mittlerer Hitze anrösten. Olivenöl, Zitronensaft, Honig, Salz und Pfeffer zu einer schmackhaften Soße mischen. Die Minze waschen und kleinhacken. 2/3 der gerösteten Kerne und 2/3 der Minze dem Karotten-Apfel-Mix unterheben. Die Salatsoße hinzugeben und den Salat auf die Schälchen verteilen. Mit den restlichen Kernen und Minze die Schälchen dekorieren.
Apfelrezepte
Arbeitsauftrag: Apfelsuchen und -sorten
Aufgabe 1: Apfelsuche
Suche eine Streuobstwiese in der Nähe und schaue dir die dort wachsenden Bäume an: Gibt es unterschiedliche Apfelbäume? Wachsen auf der Streuobstwiese vielleicht sogar unterschiedliche Obstbäume? Ein kleiner Tipp: Oft hilft ein Blick nach unten – dort liegt häufig noch bzw. schon etwas Fallobst vom jeweiligen Baum und macht die Identifikation einfacher.
Aufgabe 2: Apfelsortentest
Gehe zu einem Bauernmarkt bei dir in der Nähe und schaue dir die Gemüse- und Obststände genauer an. Welche Apfelsorten werden verkauft? Wie viele unterschiedliche Apfelsorten werden auf dem Markt verkauft? Gehe anschließen in einen Supermarkt und vergleiche die Ergebnisse deines Markt-Besuchs mit dem Apfel-Warenangebot im Supermarkt. Was fällt dir dabei auf?
Filmtipp: „Abenteuerreise Apfel“. Die Sendung mit dem Elefanten. Ausstrahlung vom WDR/KiKa am 23.07.2018. Zugriff unter: https://kinder.wdr.de/tv/die-sendung-mit-dem-elefanten/av/video-abenteuerreise-apfel-100.html [2021-09-10].
Quellen
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Hg.)(2021): „Apfel ist nicht gleich Apfel“. Zugriff unter: https://www.umwelt-im-unterricht.de/wochenthemen/apfel-ist-nicht-gleich-apfel/ [2021-09-09].
NABU (Hg.) (2021): „Was ist Streuobstanbau?“. Zugriff unter: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/streuobstwissen/streuobstbau.html [2021-09-09].